Sonntag, 5. September 2010

Songs, Alben und ihr Ende

"Ans Ende denken wir zuletzt" singen Sportfreunde Stiller und meinen damit ein Beziehungsende und nicht die Enden, über die ich kurz sprechen möchte, aber es passt halt.
Denn im Gegensatz zu Filmen oder Büchern denkt man bei Songs oft nicht über ihr Ende nach. Also über das was es aussagt. In Zeiten von MP3 Downloads sind Alben ja oft sowieso zerrissen und keine Gesamtkunstwerke mehr. Schade eigentlich, denn ich mag es, wenn man ein Album in seiner Gänze erfassen kann. Das setzt natürlich ( wie auch in Dichtung und Film ) vorraus, dass sich die oder der Urheber überhaupt etwas dabei gedacht haben, aber das hoffe ich zumeist einfach mal.
Wenn ich diese Vorraussetzung als gegeben sehe, dann gestalten sich manche Alben ganz anders.
Zumindest in meiner Wahrnehmung.
Der letzte Satz, die letzte Strophe ist schließlich dann der letzte Eindruck mit dem man wieder in die "normale", reale Welt entlassen wird. Bei einem guten Song bedeutet das ein Fazit oder einen Ausblick, vielleicht auch die überraschende Wende. Auch bei einem gesamten Album kann das der Fall sein.
Nehmen wir doch nur mal das aktuelle Album von Interpol.
Die letzte Strophe des letzten Songs. Dieser trägt schonmal den Namen "The Undoing"... nimmt er er also alles zurück, was man vorher gehört hat? Erklärt er alles?
Schon der Auftakt beinhaltet Scheitern.... "I was on my way... i was on my way to tell you it´s no good". Aber zusammen mit der düsteren Atmosphäre und der typischen Interpol-Gesangslage hört man schon raus, dass daraus wohl nichts mehr wurde.
Und diese Grundstimmung trägt sich nun weiter und weiter.... bis hin zum Finale. Bläser pumpen sich gefährlich auf und immer wieder hört man das sich wiederholende... "Please, please the place we are in now"... und dieses "Please" erweist sich als Sample, das auch im Hintergrund wiederholt wird. Ein Mal sogar mit Effekten verzerrt und verhallt - merkwürdig entfremdet und kalt. Der Beat und die Bläser treiben den Song immer weiter... dieselbe Zeile wiederholt sich immer wieder und versinkt immer weiter im Gesamtsound. Das "Please"... wird ersetzt durch ein "I will wait"... das sich ebenso wie ein aus dem Zusammenhang gerissenes Sample anhört... "I will wait"... es rückt ganz kurz in den Vordergrund... der Song wird ausgefaded... "I will wait" nochmal aus der Ferne und das Album schließt den letzten Song. Ein Album mit der Zeile "I will wait" zu beenden, hat eine für mich fast schon bedrückende emotionale Größe in sich. Worauf eigentlich? Oder auf wen?  Wenn es zusammen mit dem "Please" im Hintergrund eher wie eine Bitte als nach einem Versprechen klingt, lässt es uns als Hörer in einer gewissen Unklarheit und Offenheit der Situation zurück. Für mich eins der stärksten Albenende seit langer Zeit und ein Plädoyer für den Mehrwert von Popmusik als Kunstform, die (gewollt oder nicht) Geschichten erzählen kann.

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