Freitag, 6. August 2010

Die Illusion vom Rockstarleben - "Meeting people is easy"

Heute mal etwas was ich für unser Rockumentary-Projekt an der Uni Kiel geschrieben habe, dass ich ja als Mitherausgeber betreue. Der Text behandelt den Film "Meeting people is easy", der eine Radiohead-Tournee dokumentiert. Ich finde diese Rock-Tour-Dolu sehr gelungen, weil sie auf eine Heroisierung und Idealisierung der Verhältnisse auf so einem Trip rund um die Welt nicht nur weglässt, sondern ad absurdum führt. Keine Chance für Rockstar-Anbetungen .... 


MEETING PEOPLE IS EASY
Großbritannien 1998
R: Grant Gee.
K: Grant Gee, Jerry Chater.
P: Dilly Gent, Tony Wadsworth (Parlophone), Sally Woodward Gentle, Amy Norman (Kudos).
S: Grant Gee, Jerry Chater.
D: Thom Yorke, Phil Selway, Johnny Greenwood, Ed OBrien, Colin Greenwood. (Radiohead), Michael Stipe (REM).

Als die britische Band Radiohead 1997 den Filmemacher Grant Gee, der zuvor mit seiner Arbeit an U2s
Zoo-TV Performance und mit einigen Musikvideos für Aufsehen gesorgt hatte, als Dokumentarfilmer mit auf
ihre Welt-Tournee zum Album „Ok Computer“ nahm, wusste keiner der Beteiligten, wie diese verlaufen
würde. Frühere Tourneen hatten sich allerdings zum Teil als sehr anstrengend für die Band erwiesen. Vor
allem der Frontmann Thom Yorke litt immer wieder unter dem Tour-Alltag. Bedenken muss man zusätzlich,
dass die Dokumentation nicht als Bericht über eine Erfolgstour geplant werden konnte, weil zu dem
Zeitpunkt, an dem Gees Arbeit an MEETING PEOPLE IS EASY startete, das Album selbst erst zeitgleich zum Film auf den Markt kam. Welche Welle an medialem Interesse dieses - von vielen Kritikern als wichtigstes
Rockalbum der 1990er gefeierte - Werk weltweit lostreten würde, war nicht zu ahnen. Die Tournee, das zeigt
der Film deutlich, wird trotz oder auch gerade wegen des riesigen Erfolgs und der Lobeshymnen zu ihrem
Album für die Musiker zu einem ermüdenden Horrortrip von einer anonymen Stadt zur nächsten, vor allem
von Interview zu Interview. Gee begleitet Radiohead dabei in der Tradition des direct cinema, ohne selbst in
das Geschehen einzugreifen. Er fügte auch keine Sprecherkommentare oder nachträglich geführte Interviews
ein.
Das Rockumentary verzichtet außerdem gänzlich auf eine Glorifizierung und eine Überhöhung des Star-
Status der Musiker. Sie erscheinen im Verlauf des Films vielmehr als kleine, recht hilflose Akteure, gefangen
in einem allgegenwärtigen Medienapparat. Ihre Musik bleibt zwar zentrales Thema, die Ausübung ihrer
Kunst rückt dabei aber immer weiter an den Rand des Geschehens. Schon das Intro des Films setzt die
melancholische Grundstimmung. Der Zuschauer findet sich in der Perspektive eines S-Bahn-Mitfahrers
wieder, der in eine Haltestelle in Barcelona einfährt, wie auf einer Anzeige am Ende der Szene zu erkennen
ist. Offensichtlich ist es der Blick der Musiker bei der Einfahrt in die Haltestelle einer Kongresshalle oder
eines Hotels, was sich aus zwischengeschnittenen Einstellungen erschließen lässt, die die Band in eben dem
Tunnelsystem zeigt, das auf den Bildern aus der Bahn zu erkennen war. Das Bild wirkt wie die Aufnahme
einer Überwachungskamera, schwarz-weiß und kalt. Im Hintergrund hört man den bedrückenden Radiohead-
Song „Fitter Happier“, auf der Fensterscheibe der Bahn erscheint in einer sich aufbauenden LED-Schrift die
Spiegelung des Titels Meeting People Is Easy; die Fahrt endet in einer Sackgasse. Auffällig ist die
Diskrepanz zwischen der eigentlich positiven Grundaussage des Satzes und seiner Darstellung als reflektierte LED-Anzeige in einer kalten, Menschen abweisend wirkenden Umgebung. Dies ist ein erster deutlicher
Verweis auf die Schwierigkeiten, die die Tour mit sich bringen wird. Schwierigkeiten und
Ermüdungserscheinungen, die Gee mit großer Wahrscheinlichkeit dazu inspiriert haben, diese Sackgassen-
Szene an den Anfang seiner Dokumentation zu setzen. Es folgen Bilder von der Presse-Präsentation am
Veröffentlichungstag des Albums. Die Band wirkt in diesen ersten Szenen noch relativ entspannt. Es ist
sogar zu sehen, wie Gitarrist Johnny Greenwood selbst Fotos von der Umgebung und seinen Bandkollegen
macht und wie Ed OBrien und Thom Yorke auf einem Geländer sitzen und lachen. Aus dem Off ist
allerdings schon der etwas ermüdende Pressearbeitsalltag zu hören, der hier seinen Anfang nimmt. Die
verschiedenen Bandmitglieder sprechen in einer Klangcollage immer wieder Sätze wie „Hi this is Colin from
Radiohead and you are listening to…“. Und trotz vereinzelter Lacher über die Namen einiger Radiosender
endet die Passage mit den Sätzen „It́s awful. I hate this“, geäußert von einem der Bandmitglieder, während
Gee weitere, zum Teil sehr experimentelle Fotos und Videoausschnitte vom Promo-Tag im Sekundentakt
über die Leinwand flimmern lässt. Experimentell und zum Teil beeindruckend bleiben die Perspektiven und
Schnitte den gesamten Film über. Gee wechselt häufig die Farbgebung, arbeitet mit verwackelten und
verschwommenen Bildern und lässt dabei alles frei von einem zusätzlichen Kommentar. Dieser Filmauftakt,
der die Tage vor der eigentlichen Tour zeigt, endet mit einem sichtbar nervösen Thom Yorke in einem
Fahrstuhl.
Es dauert nicht lange, bis die ersten Kritiken eingetrudelt sind. Zum Start der eigentlichen Tour ist es soweit.
In einer Bildmontage ist eine Kritik in Ausschnitten auch für den Zuschauer zu sehen, während die Band
durch Zeitungskopien blättert. „Messiahs“ ist da unter anderem zu lesen. Aus dem Off hört man gleichzeitig
den Frontmann auf die Frage, was er von dem Tourstart-Konzert am nächsten Tag erwarte, antworten, dass er„terrified“ sei. „The world starts turning again and the industry starts moving again. This time it́s even bigger
and more terrifying. It́s getting out of our control“. Er sollte mit dieser Einschätzung Recht behalten.
Dass es in Meeting People Is Easy keinen Rockstar-Glamour zu sehen gibt, sollte den Zuschauern spätestens
nach der nächsten Szene klar sein, die die Band beim Einsingen und Vorbereiten auf den ersten Gig der
Welttournee in einem karg eingerichteten, mit Neonlicht ausgeleuchtetem Backstage-Raum zeigt. Gee folgt
den Musikern mit seiner Kamera bis auf die Bühne. Die Musiker von Radiohead wirken konzentriert und
angespannt. Auf der Bühne ist der Introsong „Fitter happier“ (wie auch zu Beginn des Films) zu hören, Jubel
brandet auf, die ersten Töne erklingen, die Tour hat begonnen - Gee wechselt in die typische
Konzertfilmperspektive: frontal auf die Bühne über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Diese Kameraposition
verwendet er auch in vielen folgenden Konzertausschnitten, variiert sie aber auch (unter anderem: Blick aus
der letzten Zuschauerreihe, von draußen und mehrfach von hinter der Bühne). Auch in den Aufnahmen des
ersten Konzerts sind die im Film allgegenwärtigen Photographen und Journalisten im Bühnengraben zu
sehen. Während der Livesong im Hintergrund weiterläuft, präsentiert sich dem Zuschauer eine Collage aus
Zeitungs- und Interviewausschnitten sowie eine Klangcollage aus diversen Journalistenfragen. Vor allem„What is music for you?“ erklingt immer wieder. Weiter geht es mit Eindrücken vom Glastonbury-Festival,
die das gesamte Ausmaß des Triumphzuges der Tournee zeigen. Thom Yorke fordert, dass der Lichttechniker
das Publikum anstrahlen soll, damit er zum ersten Mal an diesem Abend seine Zuhörer sehen kann. Die
Menge reicht bis zum Bildhorizont. An späterer Stelle im Film bezeichnet er diesen Augenblick als
Höhepunkt und besonderes Erlebnis. Zuvor drohte der Glastonbury-Gig eine Katastrophe zu werden, was
man im Film nicht direkt sieht, was aber aus der gut recherchierten Radiohead-Biographie „Exit Music“ von
Mac Randall hervorgeht. Yorke, der sowieso eine Abneigung gegen große Festivalauftritte habe, sei bis zu
diesem Zeitpunkt enorm vom Bühnenlicht geblendet gewesen. Auch die Technik habe immer wieder versagt
[1], was erklären könnte, warum er schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Tour auf der Bühne deutlich
genervt schien, während die Band ihren größten Hit „Creep“ spielte.
Tunnel, Straßen in unnatürlichem Licht und verschwommene Umrisse von Großstädten in der Nacht prägen
große Teile der weiteren Dokumentation. Vor allem hört und sieht man in diversen Montagen immer wieder
Interviews und Photo-Shootings, die den Alltag der Band auf Tour prägen. Radiohead scheinen immer schon
in medialer Form vor Ort zu sein, während sie selbst erst ankommen. Plakate, Fernsehmonitore und
Zeitungsausschnitte sind immer wieder zwischen die Auftritte gesetzt. Die Perspektiven, die Farben und die
Schnitte sind experimentell und lassen das Geschehen unwirklich wirken. Fast wie im Gegenschnitt wirken
Blicke aus dem Tourbusfenster, die die Perspektive der Musiker wiedergeben könnten. Das Außen des
Busses ist aber nur vorbeiziehende Kulisse, keine Eindrücke, wie sie sich die meisten Fans von ihren Idolen
auf Tour machen würden. Vergleicht man diese Inszenierung der Tournee, wird die Differenz zu vielen
herkömmlichen Tourdokumentationen schnell deutlich – keine Backstagepartys, keine wilden Abende mit
Groupies. Selbst ein Treffen mit dem-R.E.M Sänger wird nicht sonderlich in Szene gesetzt. Es ist im
Halbdunkel auf einer Treppe kaum zu erkennen. Wesentlich deutlicher zeigt der Film, dass Yorke auf der
Suche nach einer Aftershow-Party vor einem Club vom Türsteher abgewiesen wird, der ihm als Zugabe noch
ein „Write a song about it! Write it right now! You radiohead, creep, dickhead!“ mit auf dem Weg zurück ins
Hotel gibt. Der Sänger wirkt, als er mit seiner Begleitung den Rückweg antritt, nicht wie ein Rock-Heroe,
sondern eher wie ein tragischer Charakter. Der Film arbeitet gegen die Erwartungen von Zuschauer-Fans -
das Leben eines Stars der internationalen Musikszene, der gerade von allen Musikkritikern der Welt gefeiert
wird, stellt man sich anders vor.
Die nächste Szene wird rückwärts abgespielt und lässt den Zuschauer als Beobachter ins spartanische
Hotelzimmer des sensiblen Frontmanns, wo dieser einen Aufkleber mit der Aufschrift „Im not here and this
is not really happening“ an der Fensterscheibe anbringt und so einen Schutzwall zwischen sich und der
unwirklichen Tourwelt aufzubauen scheint. Es ist die einzige Stelle im Film, in der als Hintergrundmusik ein
Song ausgewählt wurde, der nicht von Radiohead selbst stammt: Scott Walkers „On Your Own Again“.

Walker gehört zu Yorkes Lieblingssängern. Der Song könnte als Kontrapunkt zu dessen eigenem Song
“Creep” stehen, den Yorke und Greenwood schon früher als ihren “Scott-Walker-Titel” bezeichneten.
Zugleich nimmt der Text Bezug auf Yorke selbst, der hier das einzige Mal vollkommen allein für sich zu
sehen ist.
Die Szene wirkt wie eine Traumsequenz, bevor der Sänger wieder voll in den Tour-Marathon von Auftritten,
Photo-Sessions und Interviews eintritt. Deutlich ist zu erkennen, dass die Band mittlerweile von Station zu
Station immer müder wird. In einigen Gesprächen äußern sie das sogar gegenüber den Journalisten, die
immer wieder dieselben Fragen stellen. Würde es die kurzen, kleinen Einblendungen zu jedem
Konzertausschnitt mit der Nummer des Konzerts und des Ortes nicht geben, würde alles relativ gleich
aussehen - ein ununterbrochener Zyklus von Konzertsälen, Hotels, Busfahrten und Terminen mit Journalisten
irgendwo auf der Welt. Gee führt dem Zuschauer so die ermüdende Routine einer Welttournee mit über
hundert Auftritten direkt vor Augen. Es ist keine pures Vergnügen, keine endlose Party, sondern eine
nervliche und körperliche Tortur. Zum Ende des Films sieht man es den Mitgliedern der Band förmlich an,
dass sie ausgelaugt und müde sind, vielleicht sogar kurz vor einem Burn-Out stehen. Auch die Antworten in
den Interviews werden zynischer. Ein Gespräch zwischen den Gitarristen Johnny Greenwood und Ed OBrien
mit Thom Yorke kurz vor Ende der Tour und somit auch des Films. „Last year we were the most hyped band.
We won every poll and all this…it́s all bollocks. […] it́s a complete headfuck”, hört man Thom Yorke sagen.
Er habe Angst, dass sich zu viel verändere. Ein bemitleidenswerter, australischer Journalist streut unbewusst
mit der Frage, ob sie sich seit der Tour wie eine andere Band fühlten, zu viel Salz in diese Wunde. Yorke
steht unvermittelt von seinem Stuhl auf. Die Frage nach einem nächsten Album beantwortet er mit einem „no
idea“. Im Gespräch mit einem japanischen Interviewteam fällt dem Frontmann nicht mehr ein, was er sagen
wollte. Die Band ist ausgepumpt und leer. Johnny Greenwood hört man anschließend aus dem Off sagen,
dass Radiohead nach der Tour eine sechsmonatige Pause machen werden. „If you believe in the hype, you
have to believe in the backlash”, begründet er diese Entscheidung.
Es folgt der letzte Auftritt. Schwarz-weiße Bilder aus der Umkleide, wieder keine große Party, Erleichterung
und der Kommentar von Thom Yorke an die Kameraleute „I think you should stop now. I guess it́s the end“.
Es folgt die kurze Einblendung “end” - und nicht nur für Radiohead ist die Tour beendet, sondern auch für
den Zuschauer. Diesem werden die teilweise beeindruckenden Bilder und die imposanten Aufnahmen aus
dem wahren Tour-Leben hinter und neben der Bühne sicher eine Weile im Gedächtnis bleiben. Der Film regt
zum Nachdenken über das Musikbusiness an. MEETING PEOPLE IIS EASY ist als Titel ironisch zu verstehen, das
wird im Verlaufe des Films immer deutlicher. Denn Radiohead treffen zwar ständig neue Menschen, doch
keiner von ihnen bleibt. Sie sind genau wie die austauschbaren Städte und Bühnen nur flüchtige Eindrücke,
vorübergehende Bilder in einer endlos scheinenden Bewegung.

Grant Gee ist ein großartiger, mutiger Film weitab von Rock´n´Roll-Klischees gelungen. Thom Yorke selbst
soll mal gesagt haben, dass die Dokumentation von all den Gründen handele, die einen zu der Überzeugung
bringen sollten, nicht in einer erfolgreichen Rockband zu spielen. Der Film erschließt aber auch die Gründe
dafür, weshalb das nächste Album der Band, Kid A, einer totalen Verweigerung gegenüber
Erwartungshaltungen auf Seiten der Fans und der Kritiker glich. Es war für die Musiker der einzige Ausweg.
Die Alternative wäre nur die Auflösung dieser Ausnahmeband gewesen.
Das gezeigte Geschehen ist auch ein Indiz dafür, dass die Veröffentlichung ihres jüngsten Albums In
Rainbows im Jahre 2007 als freiwillig zu bezahlenden Download vermutlich durchaus kein Promo-Gag war,
sondern ein Protest gegen die Mechanismen der Musikindustrie, die die Band auf der dokumentierten Tour
1997/98 an den Rande des Abgrunds gebracht hatten.
(Patrick Niemeier)

Anmerkungen:
[1] Randall, Mac: Exit Music. Die Radiohead Story, Berlin: Bosworth-Ed. 2006, S. 214f.

Literatur zum Film:
Wish you were here. In: Filmmaker 7,3, April 1999, S. 52-55, 92-95. Interview mit den Regisseuren Jem Cohen and
Grant Gee über Musikdokumentationen. Rev. In: Variety, 12.4.1999, S. 64-65.

Literatur zu Radiohead:
Diskographie: Paytress, MarkR: Radiohead. Complete guide to their music. London: Omnibus 2005, 96 S. [16 Bl.].
Randall, Mac : Exit Music. Die Radiohead-Story. Neu überarb. Aufl. Berlin: Bosworth-Ed. 2006, 305 S. Zuerst Engl.
2003; rev. ed. 2006.
Tate, Joseph (ed.): The music and art of Radiohead. Aldershot [...]: Ashgate 2005, XX, 210 S. (Ashgate Popular and
Folk Music Series.).

Falls Jemand zitieren möchte... ( ist ja eine offizielle und wissenschaftliche Arbeit ) : 

Empfohlene Zitierweise:
Niemeier, Patrick: Meeting People Is Easy.
In: Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung 5.1, 2010.
URL: http://www.filmmusik.uni-kiel.de/beitraege.htm
Datum des Zugriffs: 1.6.2010.
Kieler Beiträge für Filmmusikforschung (ISSN 1866-4768)
Copyright © by Patrick Niemeier. All rights reserved.
Copyright © für diese Ausgabe by Kieler Gesellschaft für Filmmusikforschung. All rights reserved.
This work may be copied for non-profit educational use if proper credit is given to the author and „Kieler Beiträge für Filmmusikforschung“.

Donnerstag, 5. August 2010

Wie Songs wandern...

Ein großes Thema, ein langes Thema, das ich nur kurz anschneiden möchte.
Auf dem diesjährigen Klangstadt Open Air sprach mich jemand an, ob ich diesen einen Song kennen würde, den die Ramoonies da gerade spielten. Es war "Surfin` USA" den die Original-Ramones einst von den Beach-Boys gecovered hatten. Nun fand er also seinen Weg an den Poggensee und für eine junge Frau war es einfach ein weiters Lied der Ramoonies. Eins das ihr gefiel und das sie gerne (natürlich von den Ramoonies) kaufen würde. Ihr war nämlich keineswegs bewusst, dass die Ramoonies nicht eigene Songs, sondern Coversongs der Ramones spielen und natülich erstrecht nicht, dass dieses also ein Cover eines Covers war. Heute Abend sah ich gerade in einer Dokumentation über Popmusik wiedermal das Original von den Beach Boys und welche Rolle diese und auch diese ganze Beach-Musik eigentlich in der Entwicklung der Pop-Musik spielten.
Die Beach Boys als ein Teil der amerikanischen Antwort auf die Beatles-Invasion und Beatlemania und diese Musik als Teil der totalen Kommerzialisierung einer Jugendbewegung und als erster Akt der Industrialisierung und damit Professionalisierung der Popmusik. Wie bei einem Ausflug in so einer Gedankenblase könnte man nun die Kamera zurückschwenken lassen auf den Poggensee wo die Ramoonies auf der Bühne spielen, einen neuen Fan gefunden haben, dem diese ganze Geschichte total egal ist, der den Song nur am vorläufigen Ende seiner Reise kennen lernt. Nein, es ging nicht um Kommerzialisierung, es schwang keine Revolution mit und wohl kaum einer dachte an das Schicksal der Beach Boys oder der Ramones als Menschen oder was sie empfunden haben mögen, als sie das erste Mal diesen Song eingespielt haben. Sie stand einfach vor der Bühne und fragte... "Wie heißt der Song? Haben sie den aufgenommen, weißt du das? Der ist cool"
Früher hätte mich sowas aufgeregt... wenn jemand das Original nicht kennt und nichtmal merkt, dass es ein Cover ist... aber warum eigentlich? War es so schlimm in dieser Situation und ist es nicht viel schöner, dass ein Song einen neuen Fan gefunden hat?

Mittwoch, 4. August 2010

Los geht es....

"Es war ein Donnerstag, an dem ich beschloss der berühmteste Mensch der Welt zu werden - vielleicht war es auch ein Mittwoch... rückblickend bin ich mir nicht mehr so sicher" - So begann ein Roman an dem ich mal gearbeitet habe und aus dem nie wirklich viel mehr als ein paar Seiten wurde. Fragt mich nicht worum es ging. Es sollte von einem Musiker handeln, der eine Karriere ohne fertige Songs anstrebt. Der einfach loslegt, rausgeht und es am Ende damit sogar schafft diese Seifenblase zu verkaufen. Was geblieben ist, ist eigentlich so etwas unfertiges, eine Seifenblase... eine aufgeblasene Idee, wie ich sie manchmal habe und dann (oft zurecht) verwerfe.
Doch irgendwie mag ich die Zeile noch... und nachdem auch meine diversen Blog-Versuche  irgendwo versackt, eingestellt, verändert und verendet sind, musste ja mal ein neuer Anlauf kommen. Meistens ging es da eh hauptsächlich um meine Band... die "Puppies on acid"... doch vielleicht ist es an der Zeit viel mehr Persönliches zu schreiben, als das, was viele immer nur als Promo auffassen.

Und so startet heute also ein neuer Blog... er trägt als Titel den Auszug aus einem Song der Band TempEau, der mir einfach gefällt. Vor allem im Zusammenhang mit "und es fehlt deine Art, dein Mut und dein Mundwerk und dein Name unter dem Bild". Ich finde er ist gewaltig in seiner simplen Aussage des Vermissens. Unweigerlich stelle ich mir immer eins der vielen Bilder in den Social Networks vor... auf dem Verlinkungen gelöscht wurden. Das würde passen. Doch darum geht es vermutlich gar nicht. Es kann auch das erste Foto nach einer Trennung sein. Oder das erste Foto eines Teams auf dem alte Weggefährten nicht mehr mit drauf sind. Für mich transportiert der Satz viel. Ich habe das Lied im vergangen Jahr sehr oft gehört. Mein Verhältnis zu TempEau war immer ein Besonderes. Nicht nur, weil sie die erste wirklich bekanntere Band waren, die ich interviewed haben, sondern auch, weil sie irgendwie zu Wegbegleitern einer bestimmten Phase geworden waren. Plötzlich fehlt der Bandname selbst unter den Bildern, seitdem Jan und Stoppel zurück zu "Selig" gegangen sind. Doch ich schweife ab.... man sieht. Es gibt viel zu erhählen.

Und irgendwie soll das auch das Thema all dieser Blogs sein. Musik, ihre Texte, Konzerte, Rockfilme, Rockumentaries, vielleicht populär-kulturelle Ereignisse oder Überzeugungen. Ich mag Wörter, ich mag Musik... als Journalist bin ich ( so ist das ja nunmal ) zumeist daran gebunden, was in das Format der jeweiligen Zeitung oder Zeitschrift passt oder gehört. Hier soll das nicht so sein.


Doch zurück zum ersten Satz. Vor kurzem fiel mir das Manuskript in die Hände... also diese paar Seiten und ich dachte, wo man diesen doch guten Beginn veröffentlichen könnte. Und ich befand, dass ich eigentlich malwieder einen Blogversuch starten sollte. Also los geht es... schauen wir was kommt.